Spring Retreat 2013
Fortsetzung
Das war die Gruppe von Frauen, die sich Ende April für 5 Tage im Paradiso-Integrale.com trafen - fehlt nur Birgitta, die das Foto schoss. Frauen aus England, USA, Finnland, Slowakien, Deutschland, Kuwait, Italien, Australien und Schweden und aus Österreich
Diesmal möchte ich keiner Chronologie folgen, sondern ein paar
Highlights unseres Treffens
herauspicken. Dazu gehört ganz bestimmt die "Deep listening" - Übung, die Erfahrung, welche Macht der Zuhörer über den Sprecher hat, oder anders gesagt, wie sehr die Qualität der Begegnung zwischen Menschen abhängt von der aktiven Beteiligung beider. Aber nicht nur 'aktiv' ist wichtig, sondern - erstaunlicherweise - die Form der Präsenz von Sprecher UND Hörer.Im Workshop bei der Tagung des Integralen Forums habe ich einen Workshop mit genau dieser Übung gehalten - und auch dort waren die Menschen, Frauen und Männer, zutiefst erstaunt, weil sie dies zum ersten Mal am eigenen Leib erfahren konnten.
Im Retreat widmeten wir einen ganzen Nachmittag und Abend dieser Übung, die sich in 3 Teilen und 3 Runden artikulierte. Was passiert im Sprecher, wenn der Zuhörer ganz offensichtlich nicht dabei ist? Von Irritation bis zum Gefühl, nichts mehr mitteilen zu wollen, bis dahin, dass der Hals zugeschnürt wird, zum Gefühl von undefinierbarer Gewalteinwirkung. Dann gibt es auch solche Sprecher, die sich einfach nicht darum scheren, ob ihnen zugehört wird oder nicht und einfach weiter reden - im Sile eines 'klassischen' Uniprofessors-, einen großen Monolog halten. Aber welchen Sinn hat das, wenn keiner zuhört? Den Uni-stoff kann man ja in Büchern nachlesen aber es ist ganz bestimmt keine gute Taktik um Kommunikation und Gemeinsamkeit zu schaffen..... Da gibt es eine ganz bestimmte Art des Zuhörend, die ein kreatives Sprechen möglich macht, und damit ein kreatives, beglückendes und neue Erkenntnisse hervorbringendes Gespräch, und zwar dann, wenn man als Hörer auf das zwischen den beiden entstehende Feld achtet - und gar nicht so sehr ausschließlich auf das Gesagte, wie wir uns das immer so gedacht haben. Wer es nicht glaubt, der komme und mache mit uns diese Übung!!!!
Ein anderer Höhepunkt war unser Tagesausflug nach Assisi.
Unerwartete Besuchermassen brachten unseren Stundenplan durcheinander, und anstatt zuerst die Kathedrale zu besuchen fuhren wir im kriechtempo hoch zur Eremitage und darüber hinaus, um uns erstmal zu stärken. Beim Picknick fing es an zu tröpfeln, aber das konnte unsere Stimmung nicht besonders trüben. Wir saßen an Picknicktischen unter Pinienbäumen bei Reissalat und Truthahnbraten, gekochten Eiern und den wunderbaren italienischen Tomaten. Gut dennoch, dass wir heißen Tee dabei hatten.....
Dann gabe es 'Lust auf Kaffee' und wir stürzten uns in die Touristenmassen auf dem Weg hinunter zur Kathedrale vom heiligen Franz. Wie ein Wunder fanden wir beide gerade 2 freie Stühle im Eingan zum Café, mit Blick direkt auf die Kirche. Ein schöner Ort zum Verweilen und Abwarten, bis alle eintrudelten und wir als Gruppe die Kirche besuchten - nicht ohne vorher einen Cappuccino, ein Eis oder eine andere Köstlichkeit genossen zu haben. Manch einer suchte sich auch ein freies Plätzchen auf dem Mäuerchen oder der Wiese vor San Francesco, um eine kleine Nachmittagsandacht zu halten, auf Italienisch kurz gesagt: Siesta
In der oberen Kirche die wunderbaren Wandgemälde von Giotto, die das
Schiff an beiden Seiten in wahrlichen Großformaten säumen. Wenn man nicht weiß,
wie alt diese Bilder sind, aus einer Zeit, als die Menschen noch nicht zur
Dreidimensionalität erwacht waren, als ihnen diese Perspektive - des
perspektivischen Malens - noch fremd war oder gerade erst die ersten Versuche
damit begannen; ja, wenn man da mit heutigen Perspektiven hineingeht, findet
man die Bilder noch immer wunderschön, ein bisschen 'naiv' oder an Maler des
vergangenen Jahrhunderts erinnernd, wie etwa Picasso, der versuchte, die
Dreidimensionalität wieder auf das Zweidimensionale abzubilden. Mit dem Wissen um ihre historische Bedeutung wirken diese Gemälde jedoch noch viel beindruckender, als leuchtend farbiges Zeugnis der Evolution der Menschheit, speziell des Erwachens zu multiplen Perspektiven, wenngleich erst von 2 auf 3, aber der Anfang war getan.
Im Innenhof zwischen der Oberkirche und der Unterkirche fand ein äußerst spannendes Erlebnisreferat über das Leben von Santa Chiara, der heiligen Klara, statt. Birgitta hatte Papiere verteilt mit Zitaten von Santa Chiara selbst und anderen, unter verschiedenen Perspektiven zusammengetragen, und jeder von uns übernahm dann eine Perspektive, aus der heraus wir einen Dialog - oder besser 'Multi-log' führten und die Realität dieser ungewöhnlichen, mutigen Frau vor uns und zwischen uns entstehen konnte.
Spannend, diese Form des kollektiven, aktiven Lernens, die es zu vertiefen und zu verbreiten gilt. Santa Chiara konnte für uns als Mensch sichtbar werden, wie es nie einem Bericht über ihr Leben möglich gewesen wäre. Sie wurde so unvergesslich für uns. Und dann war es auch nicht mehr so tragisch, dass wir keine Zeit mehr hatten, ihre Kirche zu besuchen.
Denn auf dem Programm stand noch die Porziuncola in Santa Maria degli Angeli, eine winzige Kapelle im Inneren einer riesigen Kirche. Dort tritt man in einen ganz besonderen Raum ein. Erst die riesige Kirche, von Ferne in der Ebene sichtbar durch die mächtige, hohe Kuppel, viel Raum drum herum und er Eingangsbereich gigantisch, schon etwas bedrückend, wenn man sich gerade eben in den harmonischen Proportionen der Franziskuskirche befunden hat.....Und kaum hat man die Kirche betreten, wird man magnetisch angezogen hin zur kleinen Kapelle, die als vollständiges Gebäude mit Keramikziegeln auf dem Dach in der Mitte steht, die Eingangstür weit geöffnet und magisch beleuchtet das wunderbare Apsis-Fresko, was auf diesem Bild nich auch nur andeutungsweise herüberkommen kann. Das muss man schon mit eigenen Augen gesehen haben!!!
Müde und erfüllt zu Hause angekommen - das heißt in meinem Zuhause, dem Paradiso Integral, in dem das Retreat stattfand, ließen wir uns von den Kochkünsten meiner italienischen Nachbarin verwöhnen, die die Aufgabe grandios gemeistert hat, auf vielerlei verschiedene, teilweise konträre Diatwünsche einzugehen und super leckere Mahlzeiten zubereitete, wo fast jeder fast alles essen konnte. Wow......
Fotos von Annie Avery, Birgitta Kogler and Mark Davenport